Nun wird’s Weihnachten

Weihnachtszeit, ruhige und besinnliche Zeit, aber vorher ist viel Bewegung gefordert: von einem Ort zum anderen, um die Familienmitglieder auch alle unter dem Weihnachtsbaum anzutreffen. Per Bahn, zu Fuß, mit dem Auto oder dem Fahrrad – viele Räder müssen sich drehen, bevor es zu ruhigen und besinnlichen Stunden kommen kann.
Und dann ist da ja auch noch das leibliche Wohl! Leckeres Essen will zubereitet werden, einige Hühner, Gänse und Schweine müssen ihr Leben lassen, damit Leckermäuler gestopft werden können, Brot und Kuchen bringen den Backofen zum Glühen, Brennmaterial in Form von Torf muss herangeschafft werden und letzte Aktivitäten finden noch auf dem Feld und landwirtschaftlichen Anwesen statt. Wenn alles geschafft ist, kehrt Ruhe ein – da bewegen sich keine Räder mehr, die Straßen haben sich geleert und Kerzenlicht wirft gemütliche Lichtpunkte aus den Fenstern, hinter denen man fröhliches Kindergejauchze und weihnachtliche Lieder hören kann, wenn man durch die still gewordenen Straßen bummelt.

Schleusenwärter und Kleinbahn-Agent Josef wartet auf seine Weihnachtsbesucher und präsentiert stolz seine neueste Erwerbung (gab ja etwas Weihnachtsgeld vom König): einen Opel-Zweisitzer, damit er mit seiner Frau Helga auch mal schöne Ausflüge machen kann.

Käpt’n Kalle und sein Bootsmann Hinnerk sind ebenfalls auf dem Weg nach Hause, nur noch kurz durch die Schleuse und dann in den Hafen und Richtung heimatlichem Tannenbaum.

Bei Fieten Stelling schmort sien Wiefke (seine Frau) den Grünkohl schon seit einer Stunde, aber die Zeit will genutzt werden, um den abgeernteten Acker noch eben zu Ende zu pflügen. Gleich fertig – und der Magen knurrt schon.

Hinter ihm am Hafengleis warten Oma Trientje und Opa Knut auf ihr Enkelkind, denn Lütt Anna hatte so lange Schule in der Stadt, aber nun freut sie sich auf alles, was bald kommt, vor allem natürlich auf die Geschenke….

…aber zum Glück weiß sie, dass sie nicht einfach abspringen darf, bevor Jan Klein stille steht, sie hatte schon einige Male Ärger mit Lokführer Heinz B. Dabei kann sie es kaum noch aushalten mit der Warterei.

Am Gütergleis steht die Rollfuhrspedition aus dem Nachbarland, um die letzte Ladung noch fix zu den Bestellern nach Hause zu bringen. Wer weiß, womöglich sind noch wichtige Geschenke drin (vielleicht für Lütt Anna?)!

Auf dem Weg ins Dorf gibt’s dann noch eine kleine Überraschung, denn vorm Bahnhof hat sich ein Flashmob gebildet, der unter der Leitung des begnadeten Musikers A.D.U. weihnachtliche Lieder schmettert, um auf das große Fest einzustimmen – in jahreszeitlich gewagter Kleidung, aber nu, kann ja jede(r) tragen, was er/sie/es will…

Auf dem Hof am Eingang des Dorfe lockt Anni Schuldt ihre hoch geschätzten Hühner mit Futter an. Eines wird sie sich wohl gleich greifen, denn so eine frische Hühnersuppe vor dem festtäglichen Gericht ist doch unbedingt was Feines!

Ihr Mann Kalli ist mit Walli, dem Jüngsten, am Schweinekoben und kann sich nicht entscheiden, ob’s Spanferkel geben soll oder ob er doch noch ins Kühlhaus radeln muss, um vor Wochen eingefrorene Koteletts zu holen – Anni hat ihm gar nichts Genaues über ihre Kochpläne gesagt.

Altenteiler Johann war noch eben im Torfwerk hinten an der Schleuse – Nachschub für die Öfen holen, denn der Backofen zum Beispiel wurde schon vor Stunden angeheizt. Wer will denn schon auf leckeren Stuten und frisches Schwarzbrot verzichten?

Der Backofen ist gleich heiss genug und wenn er endlich ausgeräumt werden kann, kriegt auch Hofhund Harras was Leckeres ab.

Kaum wird’s dunkel, streben auch die letzten Dorfbewohnerinnen nach Hause und wollen endlich die Kerzen anzünden…

…und es wird gemütlich in den Küchen und Stuben, die nun gemütlich vom Kerzenlicht erleuchtet sind. Na denn, MOI WIEHNACHTEN!